Unter der Überschrift „Studentische Partizipation – Recht auf schlechte Lehre?“ geht Michaela Rehm der Frage nach, wie in universitären Lehrveranstaltungen mit der Frage der Anwesenheit / Teilnahme umgegangen werden könnte und wie mit einer manchmal wenig ausgepägten Bereitschaft, sich in die akademische Lehre einzubringen umgegangen werden kann. Fragen, die auch hier an der OVGU und ihren Studiengängen diskutiert und unterschiedlich beantwortet werden.
Bedenkenswert ist meiner Ansicht nach vor allem der Hinweis auf den empirischen Zusammenhang von Anwesenheit und Studien- bzw. Lernerfolg und der Ko-Produktion der Qualität von Lehrveranstaltungen (d.h. dass die Qualität von Lehrveranstaltungen hängt von Lehrenden UND Studierenden ab!).
Hier ein kleiner Ausschnitt für einen ersten Eindruck: „Wie soll man kritisches, autonomes Denken entwickeln, wenn man sich nie in die Verlegenheit bringt, die eigenen Argumente in der Diskussion mit anderen Auffassungen zu überprüfen? Wenn es gut geht, bietet eine universitäre Lehrveranstaltung ein erstklassiges Fairness-Training – man lernt, die Beiträge der Kommilitoninnen und Kommilitonen inhaltlich zu würdigen, die eigene Blase zu verlassen und Andersdenkende zu respektieren, Texte wohlwollend und zugleich kritisch zu interpretieren; man erwirbt soziale, hoffentlich sogar interkulturelle Kompetenz und ein Bewusstsein für Ausschlussmechanismen. Inhaltlich wird ein Seminar weit mehr bieten, als nur die Pflichtlektüre aufzubereiten. Man erfährt, dass Punkte, die man selbst bei der Vorbereitung als völlig unproblematisch empfunden hat, kontrovers diskutiert werden, wird auf Deutungen gestoßen, auf die man alleine nicht gekommen wäre, hat inspirierende Aha-Erlebnisse. Die besprochenen Texte werden in ihren Kontext eingebettet, Bezüge zu anderen Autorinnen und Autoren, zu anderen Schriften werden hergestellt.“
Hilfreich – auch für eine grundlegende Diskussion von Studierenden und Dozierenden – ist das Beispiel, die wechselseitigen Erwartungen und (An)Forderungen von Universität und Studierenden explizit zu formulieren, so wie dies an einigen Universitäten gemacht wird. Hier noch einmal Michaela Rehm: ‚Die Oxford Universität etwa verweist im ‚University Student Handbook‘ wiederholt auf den Bestseller ‚The Study Skills Handbook‘ von Stella Cottrell, die mit erwiesenermaßen wirksamen Tipps darüber aufwartet, wie man das Beste aus Lehrveranstaltungen herausholt, das Selbststudium organisiert, effektive Notizen macht und vieles mehr. Die Nummer 1 ihrer ‚Ten Golden Rules‘ für Studierende lautet übrigens: ‚Turn up!‘ Die University of Reading informiert unter der Überschrift „Attendance and Engagement Supporting your Studies“ quasi in einem Atemzug über Erwartungen an die Studierenden wie auch die Unterstützungsangebote der Universität, denn: ‚We want you to be succesful in your studies.'“
Diese Diskussion können wir im Studiengang Medienbildung im Sommersemster 2023 aufgreifen 🙂